
Erster Spatenstich für das Fernwärmenetz auf dem Heumarkt in Warendorf: (v. l.) Kerstin Hartmeier, Michael Lück, Friedhelm Klute, Jan Hendker, Andreas Holstein, Ulrich Butterschlot, Björn Güldenarm, Henning Rehbaum, Daniel Hagemeier, Dr. Olaf Gericke, Peter Horstmann, Bernhard Daldrup und Dr. Mandy Pastohr. Fotos: Ackfeld
Das Warendorfer Fernwärmenetz wird gebaut: Am Montag hat der erste Spatenstich für das Millionenprojekt stattgefunden. In den nächsten Jahren investieren die Stadtwerke zwischen 45 und
50 Millionen Euro in das Netz und ein Kraftwerk an der Ems.
Bürgermeister Peter Horstmann betonte die Wichtigkeit des Vorhabens: „Die Altstadt verfügt über etwa 300 Baudenkmäler, die große Schwierigkeiten haben werden, von der fossilen Energie loszukommen, wenn wir nicht eine Idee entwickeln, die eben klimaneutral ist.“ Die Häuser sind vergleichsweise schlecht gedämmt und nur schwer an heutige Erfordernisse anzupassen. Zugleich ist alles sehr eng gebaut. Keine gute Voraussetzungen für den Einsatz von Wärmepumpen. Die Lösung ist nun das Fernwärmenetz. Noch in diesem Jahr soll auf dem Grundstück zwischen B64 und Ems – neben dem Lkw-Parkplatz – mit dem Bau eines Kraftwerks begonnen werden. Es wird über eine Grundfläche von rund 1000 Quadratmetern verfügen. Im Endausbau sind vier Großwärmepumpen vorgesehen. Zwischen 450 und 800 Liter pro Sekunde sollen aus der Ems in das Kraftwerk gepumpt – und später wieder eingeleitet werden. Mit dem Einsatz von einem Kilowatt Strom sollen 3,57 Kilowatt Wärme erzeugt werden. Um möglichst günstig die Wärme produzieren zu können, setzen die Stadtwerke auf einen Pufferspeicher. Der wird 16 Meter hoch sein und 14 Meter Durchmesser haben. Das Fassungsvermögen: 2000 Kubikmeter. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Vier-Personen- Haushalt verbraucht rund 200 Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Die Stadtwerke planen mit einem ausgeklügelten System. Sie wollen die Pumpen, die viel Strom verbrauchen werden, vor allem dann unter Volllast laufen lassen, wenn Strom gerade sehr günstig zu haben ist. „Wir haben die Möglichkeit, negative Strom- preise zu nutzen“, sagte Björn Güldenarm, Technikchef der Stadtwerke. Nachts zum Beispiel, wenn viel Wind weht, anderswo aber kaum Strom verbraucht wird. Oder mittags bei Sonnenschein. Dann ist Strom an der Börse vergleichsweise günstig zu haben, während er um 18 Uhr in der dunklen Jahreszeit oft sehr teuer ist.
Über gedämmte Rohre wird das Wasser mit einer Vorlauftemperatur von 80 Grad in die Innenstadt befördert. Mittels eines Wärmetauschers werden die Häuser beliefert. Der Plan der Stadtwerke sieht vor, 2027 mit der Lieferung von Wärme, die aus der Ems gewonnen wird, zu beginnen. 14 Kilometer Trasse sollen verlegt werden, um in einem ersten Schritt 1100 Haushalte versorgen zu können. Rund 6000 Tonnen CO2 pro Jahr lassen sich dadurch einsparen, so Björn Güldenarm.
„Förderung hilft uns aus den Startlöchern“
Mit dabei am Montag beim Spatenstich ist die Präsidentin des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle – besser bekannt unter der Abkürzung Bafa. Dr. Mandy Pastohr betonte: „Ihr Vorhaben hier in Warendorf ist etwas ganz Besonderes.“ Denn die Stadtwerke Warendorf beziehungsweise die Stadt waren einer der ersten Interessenten an der Förderung für Planung, Bau und Betrieb eines Fernwärmenetzes.
„Die Förderung hilft uns aus den Startlöchern“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Butterschlot. Das Unternehmen arbeitet nun daran, eine gute Anschlussquote zu erzielen. Zeit- gleich zum Ausbau in der Altstadt wird die Planung eines Anschlusses des Schulviertels sowie des Kreishauses vorangetrieben.
Parallel arbeiten Stadt und Stadtwerke an einer Wärmeplanung für die Ortsteile sowie die Kernstadt. Das Fernwärmenetz soll in den nächsten Jahren zwar schnell wachsen. Die Stadtwerke werden aber auch nicht alle Haushalte erreichen können
Die Warendorfer Innenstadt wird in den nächsten Monaten noch einmal zur Baustelle. Abschnitt für Ab-schnitt werden die Leitungen im Bereich Münsterstraße, Krickmarkt (Foto) und Freckenhorster Straße verlegt.
Quelle: Die Glocke